So kam Cigale zusammen mit Kiki am 26. August 2012 zu uns. Sie sah aus wie ein Mix aus Hyäne und afrikanischer Wildhund. Ich muss gestehen, dass ich unter den vielen Hunden dort Cigale sicher nicht  ausgewählt hätte. Es hat mir wieder einmal gezeigt, dass man nicht nach dem äußeren Erscheinungsbild gehen sollte.

Auf den ersten Blick war Cigale keine Schönheit. Doch ich habe sie kennengelernt. Sie hatte eine Schönheit, die man nicht auf den ersten Blick sieht, denn ihre Schönheit kam von innen, von ihrer Seele.

Ich danke Eliana, die in diesem Tierheim arbeitet dafür, dass sie Cigale für uns ausgesucht hatte. Sie kannte Cigale und wusste wie lieb sie war. Sie wusste auch, dass sie in Frankreich keine Chance auf Vermittlung hatte aufgrund ihres Altes und ihres Aussehens. 

Cigale hatte nur gute Eigenschaften, was ich nicht von allen meinen Freunden, egal ob Menschen oder Tiere, behaupten kann. Sie war bescheiden, immer fröhlich und freundlich und friedlich allen gegenüber. Doch sie hatte noch eine ganz besondere Eigenschaft. Sie nahm sich anderer ängstlicher und schwacher Artgenossen an, pflegte und bemutterte sie, gab ihnen Sicherheit. Die alte Selene betreute und umsorgte sie bis zu deren Lebensende. Auch Edjaah, der so schwach und ängstlich war als er zu uns kam, gab sie geduldig all die Zuwendung die er brauchte. Er folgte ihr auf Schritt und Tritt und wollte immer ganz eng neben ihr in ihrem Körbchen liegen.

Es war vor einigen Wochen, dass Cigale sehr ruhig wurde und auch das Essen ihr nicht mehr zu schmecken schien. Ich glaubte zuerst die Sommerhitze sei daran schuld. Der Tierarzt stellte fest, dass ihre Leber sehr vergrößert war. Das Blutbild ergab, dass sie an lymphatischer Leukämie, einer Form von Blutkrebs litt. Die Werte waren so schlecht, dass wir zwei Tage später zur Sicherheit noch ein zweites Blutbild machen ließen. Die Tierärzte gaben ihr noch wenige Wochen. Drei Tage später, am 9. Juli, mussten wir Cigale gehen lassen. Wir waren an diesem Tag zwecks Verbandswechsel gerade vom Tierarzt mit Edjaah nach Hause gekommen, als wir bemerkten, dass Cigale Probleme hatte aufzustehen. Ihre Hinterbeine waren extrem geschwollen und unter dem Bauch hatte sich zusätzlich freie Flüssigkeit angesammelt. So mussten wir an diesem Tag schweren Herzens noch einmal zum Tierarzt fahren.

Ich setzte mich neben sie auf ihre Decke, Cigale legte ihren Kopf auf meinen Arm und sah mich an, während ich leise zu ihr sprach. Sie war längst taub geworden, aber sie hat mir zugehört und sie hat mich verstanden. Dann schlief sie ganz ruhig ein.


Kiki hat sie mehrere Tage überall gesucht. Ich spüre und befürchte, dass er ihr bald folgen wird.

Cigale war meine treue, liebe Freundin, die ich für ihre vielen Tugenden bewunderte. Sie fehlt mir so sehr.
Beate Busse


Fotos von Cigale: Bildergalerie (bitte anklicken)